Exponat des Monats

Exponat des Monats

An dieser Stelle bieten wir Ihnen unser „Exponat des Monats“ sowie die bisher gezeigten Exponate des Monats.

Klicken Sie auf eine der mit einem Plus-Zeichen gekennzeichneten Zeilen unten, wenn Sie sich für ein bestimmtes Stück aus unserer umfangreichen Sammlung interessieren.

Ungezählte Kinder haben auf einer solchen Tafel Schreiben gelernt. Die Tafel war in einem Holzrahmen fixiter; die eine Seite war liniert, die andere meist kariert fürs Rechnen. Geschrieben wurde mit einem Griffel, und das Geschriebene konnte mit einem Schwamm rasch abgewischt werden. Damit der Ranzen nicht durch den Schwamm nass wurde, hing der an einem Bändchen außen am Schulranzen. Zwar war ist Schiefer sehr brüchig, was besondere Vorischt erfordert und gutes Polstern der Tafel im Schulranzen. Aber iin Zeiten, in denen Papier sehr teuer oder einfach nicht zu beschaffen war, waren die Vorteilie solchen Schreibgeräts nicht von der Hand zu weisen.

Bis in die 1970er Jahre war diese Art der Schreibtafel in manchen Gegenden in Gebrauch.

Schiefertafeln aus unserer Sammlung

Linierte Seite einer Schreibtafel aus Schiefer

Fotos: OSM

Diese Schreibmaschine kann in Braille, der Blindenschrift schreiben. Diese 1825 von dem Franzosen Louis Braille entwickelte Schrift ist genial. Sie spricht den Tastsinn an, und zwar so:
1. Jedes Symbol muss unter eine Fingerkuppe passen.
2. Diese Punkte sind wie einWürfel angeordnet.
3. Jede dieser Kombinationen auf dem „Würfel“ entspricht einem Buchstaben des Alphabets (wobei die Buchstaben A, B …  bis J auch für die Ziffern 1, 2 …  bis 0 stehen) oder einem Satzzeichen.

> mehr hier: WDR5, „Zeitzeichen“ vom 4. Januar 2024 zur 215. Wiederkehr des Geburtstags von Louis Braille (4. Januar 1809)

Straßengebote (1925)

Noch vor dem Aufkommen des motorisierten Massenverkehrs mussten in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Kinder allmählich an Verkehrsregeln gewöhnt werden, jedenfalls in der Stadt (in den meisten Dörfern konnten die Kinder noch weitgehend unbehelligt auf der Straße spielen, weil kaum ein Auto kam).

Bitte beachten Sie den hohen Anteil an Pferdefuhrwerken im Straßenverkehr!

Diese Karte stellt die wichtigsten Verkehrsregeln in der damals üblichen Sütterlin-Schrift in Reimen vor (Transkript unten).

Transkript:

Wellachs Verkehrs-Lehrtafel No. 1:

Straßengebote

  1. Nur     rechts gehen, rechts fahren
    kann Mensch und Tier vor Unfall bewahren.
  2. Nur kurz die Fahrbahn überschreit‘,
    bringt jedem größte Verkehrssicherheit.
  3. Nur    links überholen, rechts ausweichen
    wird allem Verkehr zum Vorteil gereichen.
  4. Nur     wenn Kinder die Straße meiden,
    beim Spiel sie keinen Schaden leiden.
  5. Nur nach rechts in kurzem – links in weitem Bogen fahren
    wird Strafe dir und Unglück stets ersparen.
  6. Nur mit Beleuchtung bei Dunkelheit fahren
    wird manchen Verkehrsunfall ersparen.

Pestalozzi Fröbelverlag Leipzig (1925)

Foto: OSM

Dieses Gerät war der Renner am „Tag der Offenen Tür“ am 12. November 2023 und als wir im Rahmen der Kulturnacht Ende August 2023 geöffnet hatten.
Keineswegs ist es bloß ein einfaches Notenblatt, das mit Kreide beschriftet werden kann:
Wenn wir mit dem grauen Kontaktstift zwischen die Notenlinien unseres „BEAM MUSIC BOARD“ drücken, so erklingt ein bestimmter Ton der Tonleiter.
Die Drehknöpfe links erlauben es, auf Dur bzw. Moll umzustellen. Zur Veranschaulichung kann der entsprechende Ton mit Kreide aufgeschrieben werden.


Auf youtube findet sich eine kurze Vorführung, wenn auch nicht in deutscher Sprache.

Gebrauchsanleitung (für die Generation Smartphone):

Dies ist ein Telefon, kein Smartphone, wie es bis in die 90er Jahre in Gebrauch war. Man kann damit ausschließlich telefonieren. Das dicke Kabel führt zur Telefondose an der Wand, das Spiralkabel verbindet den „Hörer“ mit dem Gerät (man kann in den Hörer auch hineinsprechen). Die Scheibe mit den Ziffern ist die Wählscheibe. Wer also jemanden anrufen will, muss zuerst den Hörer abnehmen  und die Telefonnummer „wählen“: Der (Zeige-)Finger kommt in die Öffnung mit der jeweils passenden Ziffer, und wenn die Wählscheibe zurückgedreht hat, wird die nächste Ziffer gedreht usw.

Wer wischen will, macht es sauber, das vom Smartphone gewohnte Wischen geht nicht, auch wenn Kinder das immer wieder versuchen. Bilder und Filme zeigt das Gerät auch nicht, keine „sozialen“ Netzwerke, Messenger funktionieren nicht, und Texte oder Bilder zu verschicken war für alle, die ein solches Telefon benutzten, schlicht undenkbar.

Aber das Telefon stellte einen immensen Fortschritt dar. Lehrkräfte konnten von der Schulleitung erreicht werden und z. B. zu dringenden Vertretungen gerufen werden, und Krankmeldungen konnten schnell erledigt werden. In den 70er Jahren setzte sich durch, dass alle Lehrkräfte über einen Telefonanschluss verfügten; in manchen Fällten ordneten die Schulleitungen dies an.

Wandbild „Schulordnung“

Dieses Exemplar ist nicht datiert, aber Gestaltung und Schrift weisen auf die 70er Jahre hin.

  1. GEWÖHNE DICH AN PÜNKTLICHKEIT
    UND SEI DER SCHULWEG NOCH SO WEIT!
  2. TRITT STILL UND LANGSAM IN DAS HAUS
    UND GEH BEHUTSAM AUCH HINAUS.
  3. SEI FREUNDLICH ZU JEDERMANN
    UND SCHAU BEIM GRUSS DEN ANDEREN AN.
  4. DRÄNG NICHT NACH VORN
    UND LASS DAS RAUFEN,
    BLEIB STEHN, BIS SICH DER STROM VERLAUFEN.
  5. WER IN DER KLASSE LÄRMT UND STÖRT,
    TUT ETWAS, WAS SICH NICHT GEHÖRT.
  6. BESCHÄFTIGE DICH, NIMM HEFT UND BUCH!
    ZU TUN GIBT ES GENUG.
  7. RÜCKST DU DIE STÜHLE IN DEN KREIS,
    SO POLTRE NICHT, BEWEG SIE LEIS‘.
  8. ACHT STETS AUF SCHUH
    UND STRUMPF UND KLEID
    UND HALT AUCH SONST AUF SAUBERKEIT.
  9. VERSPRITZ KEIN WASSER, SCHON DIE WÄNDE
    UND DRÜCK NICHT ABSATZ DRAN UND HÄNDE!
  10. EIN FORTGEWORFENES PAPIER
    DIENT WEDER HAUS NOCH HOF ALS ZIER!
  11. LÄRM AUF DEM SCHULHOF NICHT WIE WILD,
    ES GIBT EIN GAR ZU SCHLECHTES BILD!
  12. BEI ALLEM TUN, BEI JEDEM SCHRITTE
    BEACHT DER SCHULE GUTE SITTE!
Schreibmaschinen - wer jünger ist als 30, kennt sie kaum noch.

Schreibmaschinen – wer jünger ist als 30, kennt sie kaum noch.

Die Schreibmaschine

Schreibmaschinen – für die Jüngeren: Die Schreibmaschine ist eine Kombination aus Tastatur und Drucker, nur dass kein Computer / Tablet / Smartphone usw. dazwischen nötig ist, denn die Tastenanschläge werden durch ein Farbband aufs Papier gedrückt.
Die Anordnung der Tasten ist ungefähr die gleiche wie auf den heutigen Tastaturen, also „qwertz“. Und weil manche Buchstaben häufiger als andere „getippt“ werden, so erscheinen diese auch mehr zur Mitte hin, während seltener benötigte buchstäblich ein Randdasein fristen. Früher wurde im Schreibmaschinenunterricht der Tastaturanshlag „asdf jklö“ gelernt – für die 4 Finger der linken und der rechten Hand. Die Daumen hatten die Leertaste („space“) zu bedienen.

Die Schreibmaschine erleichterte das Erstellen von Arbeitsblättern ungemein, mussten Texte doch nicht mehr von Hand abgeschrieben werden (und so manche schwer leserliche Lehrerhandschrift musste den Kindern nicht mehr zu sehr zugemutet werden).

Für den Biologie- und Heimatkundeunterricht: Käfer hinter Glas.

Die einzelnen Käfer wurden mit einer Nadel aufgespießt und durchnummeriert; unten steht in Schreibmaschinenschrift, um welchen Käfer es sich handelt; zum Beispiel Nr. 18: Der Kartoffelkäfer (noch in den 50er Jahren mussten Schulkinder diese Käfer, die die Blätter der Kartoffel auffressen, aufsammeln – im Interesse der Sicherstellung der Ernährung)

Möglicherweise nahm der häufige Anblick dieser Tiere den Kindern die Furcht.

Die Diskette / „floppy disc“

Wer in den 80er Jahren digitales Material (Texte, mehr passte in der Regel nicht) in die Schule mitnehmen wollte, musste sie zu Hause auf Diskette speichern und dann das digitale Dokument analog mitnehmen.

Unser Bild zeigt zwei solcher Disketten unterschiedlicher Entwicklungsstufen:
– die größere  ist eine „floppy disc“, 5,25 Zoll groß und biegsam (oder labberig, wie manche sagen), und sie bietet ganze 360 KB;
– die kleinere ist fest, 3.5 Zoll groß und fasst ganze 1,44 MB; beide bieten eine magnetisch beschichtete Kunststoffscheibe als Datenträger, ähnlich wie bei einer Festplatte.

Vergleichen wir kurz die Datenmenge: Wer eine Hausarbeit – reiner Text! –  von 10-15 Seiten auf eine Diskette kopieren möchte, gelangt schon an die Grenzen der 5,25″-Diskette. Sobald Graphiken enthalten sind, wird’s eng, auch für die 3,5″-Diskette.

(Ein Lied in komprimiertem Format in einigermaßen erträglicher Qualität erfordert ca. 6 MB, also den Umfang von knapp 20 bzw. 5 oder 6 Disketten – geht also nicht.)

5,25″ (Zoll)-Diskette, „floppy“ genannt; sie fasst 360KB Daten. (Übrigens kann ein Schreibschutz aktiviert werden, wenn die kleinen Einkerbungen links und rechts überklebt werden.)

 

Die 3,5″ (Zoll)-Diskette bietet 1,4MB Speicherplatz. (Fotos: OSM)

 

Ende der 80er Jahre bot das niedersächsische Kultusministerium im Rahmen der Aktion „Neue Technologien und Schule“ Fortbildungen an. Allein für die Textverarbeitung Microsoft „Word“ musste ein ganzer Stapel Disketten vorgehalten werden, je nachdem, ob nur geschrieben, die Rechtschreibung geprüft werden oder gedruckt werden sollte. Nahezu jeder Arbeitsgang erforderte einen Diskettenwechsel (die Lehrkräfte fühlten sich als DJs).

Für Lehrer war es früher verpflichtend, dass sie ein Musikinstrument spielten. Der Unterricht begann mit einem Choral oder einem Gesang, da bot es sich an, das der Lehrer das auf einem Instrument begleitete. Und für den Religionsunterricht, in dem natürlich auch gesungen wurde, waren die meisten Wochenstunden vorgesehen, mehr als etwa für Deutsch oder Rechnen.

Die Geige war eines der beliebtesten Musikinstrumente (ein Klavier war für damals schlecht bezahlte Lehrer unerschwinglich).

Im Bestand des Osnabrücker Schulmuseums findet sich eine Geige, die einem Lehrer gehört hat.

Links Federhalter, in der Mitte Tinte, rechts ein Gänsekiel

 

Schönschrift kann eigentlich nur mit Füllfederhalter („Füller“) und Tinte erlernt werden, hieß es früher. In den ersten beiden Schuljahren schrieben die Kinder mit Griffel  auf der Schiefertafel, in der 3. Klasse dann durften sie mit dem Füllfederhalter schreiben.

Der Kolben-Füllfederhalter wird aus dem Tintenfass befüllt: Zuerst muss alle Luft aus dem Vorratsbehälter gedrückt werden, dann wird durch gegenläufige Drehung aus dem Tintenfass die Tinte aufgezogen.

Übrigens ist das eine Weiterentwicklung des einfachen Federhalters, bei dessen Benutzung fortwährend ins Tintenfass eingetunkt werden musste. Und der Federhalter ist eine Weiterentwicklung der einfachen Feder,  bevorzugt des Gänsekiels …

Das Tintenfass bleibt normalerweise zu Hause. Wenn aber der Füller während der Unterrichtszeit mal leergeschrieben war, was durchaus vorkam, so konnte vorne am Lehrertisch nachgefüllt werden.

Füller mit Tintenpatronen kamen erst Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf.

Unsere Bilder zeigen einen Kolbenfüller und ein Tintensortiment auf dem Lehrertisch unseres historischen Klassenzimmers sowie Federhalter.

Kolbenfüllfederhalter

 

Links Federhalter, in der Mitte Tinte, rechts ein Gänsekiel

In solchen Aluminiumbehältern wurden Butterbrote für die Pause aufbewahrt. Unser Exemplar liegt auf einer alten Schulbank im historischen Klassenraum.
Besuchen Sie uns doch auch einmal.

… was hat ein solches Gerät mit Schule zu tun?

Noch 1917 wird in einer „Schul- und Lehrordnung“ festgelegt, dass neben Waschschüssel nebst Handtuch ein Klassen- oder Schulzimmer zwingend einen Spucknapf zu enthalten habe. Der musste aus haltbarem Material, etwa (emailliertem) Metall oder Keramik gefertigt sein und wurde mit Sand, Sägemehl und Wasser gefüllt.
Wenn Kinder, die möglicherweise an Schwindsucht (Tuberkulose), einer schweren und hoch ansteckenden Lungenkrankheit erkrankt waren, husten mussten, so sollte so der beim Husten anfallende Auswurf aufgefangen werden; dies diente der Vorbeugung und war Bestandteil dessen, was wir heute „Hygienekonzept“ nennen.

Unsere Bilder zeigen Vorkehrungen zur Hygiene von vor etwa 100 Jahren und aus unserer Zeit, Spucknapf und FFP2- und medizinische Masken.

In vielen Klassen- oder Schulräumen befand sich ein Kanonenofen, damit es winters nicht gar zu kalt wurde.
Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die Kinder ein Stück Brikett, mindestens aber einen Holzscheit mit zur Schule bringen – die Gemeinde als Schulträgerin hätte sonst nicht heizen können.

Kanonenofen aus einer Schule. Die Gewichte oben gehören zu einem anderen Exponat. (Foto: OSM)

Wie es dabei auch zugehen konnte konnte, zeigt eine Karikatur aus der Zeitung des Abiturjahrgangs 1911, Königliches Reformrealgymnasium mit Realschule, Lotter Str. 6 (später EMA):

Quelle: https://www.ema-os.de/abiturjahrgang-1911/

Früher mussten Kinder häufig den Weg zur Schule barfuß oder in Holzschuhen zurücklegen. Denn Holz war ein Werkstoff, der erschwinglich war – Leder war vielen Familien zu teuer.

Ein Lehrer an der damaligen Volksschule Brackwede hat 1946 eine „Eigenfibel“ erstellt – eine Fibel also, die er buchstäblich von eigener Hand in ein Schulheft geschrieben hat. Hut ab vor diesem pädagogischen Einsatz!
Wir zeigen einige Seiten aus diesem bemerkenswerten Werk. Es ist aus der Not geboren, denn nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur und der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 übernahmen die Alliierten die Regierungsgewalt, im Nordwesten britisches Militär. Nationalsozialistisches Unterrichtsmaterial durfte nicht mehr verwendet werden. Und da sich auch in den Fibeln für den Lese- und Schreibunterricht für die ganz Kleinen schon rassistische, kriegsverherrlichende und menschenverachtende Texte fanden, durften diese nicht mehr verwendet werden.

Hier einige Beispielseiten aus der Eigenfibel:

Als Umschlag wurde Packpapier, das sonst für Pakete genommen wurde, benutzt.
Der vom Lehrer vorgegebene Text ist mit Rotstift geschrieben. Die Schülerinnen und Schüler schrieben mit Bleistift. Tinte war knappes Gut.

Schreibübungen

Seitenzahlen in Rot

Auch für den Musikunterricht findet sich etwas.

Scans: OSM

Früher hatten Schulkinder oftmals keine Schultaschen oder Ranzen oder Rucksäcke, sondern hölzerne Kästen, eckig und mit Schiebedeckel und Verschluss. Orthopädische Gesichtspunkte spielten keine Rolle, denn Holz war einfach verfügbar, und Leder war in der Herstellung aufwendig und sehr teuer.
Manche Kästen, also Tornister hatten einen hölzernen Tragegriff, andere einen aus Leder – wie bei unserem Ausstellungsstück, nur dass der Lederriemen leider gerissen und verloren ist.

Das Original befindet sich im Osnabrücker Schulmuseum – schauen Sie’s sich an.

Hier hat jemand „was auf dem Kasten“.

Fotos: OSM

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Schulbänke in den Werkstätten der ortsansässigen Schreiner geschaffen.

Die älteste Schulbank, die industriell hergestellt wurde, ist die sogenannte Rettig-Bank. Sie wurde 1893 von dem Architekten, Konstrukteur und Unternehmer Wilhelm Rettig entwickelt. Die Lizenz für die Produktion erhielt das Unternehmen Müller & Co. in Berlin-Charlottenburg, dessen Eigentümer P. Johannes Müller und Wilhelm Rettig waren.

Das Unternehmen ging 1898 in die Vereinigten Schulmöbelfabriken über, die bis heute in Tauberbischofsheim produzieren. VS hat bis heute viele Osnabrücker Schulen mit Mobiliar ausgestattet. Anlässlich ihres 100-Jahr-Jubiläums im Jahr 1998 hat VS die Entwicklung von Schulbänken und -möbeln in einem Museum dokumentiert.

Die beiden ältesten Bänke, die sich im historischen Klassenzimmer des Osnabrücker Schulmuseums befinden, sind Rettig-Bänke. Sie stammen die aus der Zeit der Jahrhundertwende des 19. /20. Jahrhunderts.

Schulbänke (Foto: H. Bruns/OSM)

Was ist eine Laterna Magica? Als diese Frage während einer Führung einer Klasse 3 der Grundschule Hollage  gestellt wurde, brachte eine Schülerin die Sache sofort auf den Punkt:

„Ein historischer Beamer!“

Die Laterna Magica („Magische Lampe“ / „Zauberlampe“) ist eine Vorrichtung mit einer Lichtquelle innen und einer Öffnung, durch die das Licht nach außen fallen kann. Mittels eines Systems von Linsen und einer Art Schlitten, wie früher bei Diaprojektoren üblich, können auf durchsichtigem Material aufgebrachte Bilder, Texte und mehr an eine Leinwand (oder hilfsweise eine andere glatte, weiße Fläche) projiziert werden.

Fotos: Osnabrücker Schulmuseum

Jetzt mal etwas für die Augen: Als noch nicht aus den schier unendlichen Weiten des Internet fast jedes beliebige Bild auf den Beamer geholt weren konnte, mussten die Schulen und die Lehrkräfte sich mit Wandkarten und -bildern behelfen, auf denen der Unterrichtsstoff veranschaulicht werden konnte.
Hier sehen Sie eine Sammlung solcher Bilder für den Biologieunterricht, Themen: „Gefiederte Freunde“, „Alle Vöglein sind schon da“, „Fressen u. Gefressenwerden“, „Zimmermann des Waldes: Der Specht“.

Zusammen mit den Schulbüchern waren die Schulwandbilder im 19. und 20. Jahrhundert lange die einflussreichsten Medien im Unterricht. Die schulischen Bilder entwickelten sich aus Buchillustrationen und Handbildern und waren zunächst weitgehend kleinformatig.

Erst durch die Erfindung und Verbreitung der Lithographie wurde es möglich, größere Bilder für den Unterricht zu erschwinglichen Preisen zu erstellen. Hunderte von Anschauungsbildern wurden produziert und  so erweiterte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts das Lehrmittelangebot. Die Blütezeit des Schulwandbildes lag im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und endete in den 60er Jahren.

Die im Schulmuseum präsentierten Schulwandbilder datieren vornehmlich aus dem 20. Jahrhundert.

Das breite Spektrum der im Museum vorhandenen Bilder verweist auf die verschiedenen Unterrichtsfächer, in denen die Bilder eingesetzt werden. Besonders interessant und aufschlussreich ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der Bilder dem Fach Religion zuzuordnen ist, was die Bedeutung des Faches insbesondere in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zeigt.

Für die Biologie waren es die Tier- und Pflanzendarstellungen. Im ersten Anschauungsunterricht präsentierte man vor allem Jahreszeitenbilder sowie Märchen und Fabeln. Im Erdkundeunterricht wurden landschaftliche Besonderheiten veranschaulicht, und der Deutschunterricht nutzte Bilder vor allem als Sprech- und Schreibanlass.

Durch die Zusammenstellung von Bildern zu einer Thematik aus unterschiedlichen Zeiten lassen sich besonders gut gestalterische Veränderungen nachvollziehen und zugleich Gemeinsamkeiten entdecken.

Ältere Besucher werden sich in ihre eigene Schulzeit zurückversetzt fühlen, die jüngeren werden staunen, wie einprägsam man die verschiedensten Themen ohne Elektronik auf farbenprächtigen Wandbildern nachvollziehen konnte.

Gefiederte Freunde

Gefiederte Freunde

Gefiederte Freunde
In einer mittelalterlichen Stadt

In einer mittelalterlichen Stadt

In einer mittelalterlichen Stadt
Im Wechsel der Jahreszeiten: Frühling

Im Wechsel der Jahreszeiten: Frühling

Im Wechsel der Jahreszeiten: Frühling
Die Sieben Schwaben

Die Sieben Schwaben

Die Sieben Schwaben
Szenen aus der Geschichte
Zimmermann des Waldes: Der Specht

Zimmermann des Waldes: Der Specht

Zimmermann des Waldes: Der Specht

 

Fotos: OSM

Rechenschieber

Wir verweisen an dieser Stelle auf den Eintrag „Rechenschieber“ auf dem Internetauftritt von „Spektrum der Wissenschaft“ (bitte hier klicken oder in das Bild unten).

Foto: OSM

Die Schülermütze war von den 1870er Jahren bis in die 1930er Jahre eine Kopfbedeckung fürSchüler und teilweise auch für Schülerinnen weiterführender Schulen wie Gymnasien, Oberrealschulen und Realschulen sowie von Mädchenpensionaten. Die Mützen sollten Schüler nach Klassenstufen und Schulen differenzieren, wobei es starke regionale und lokaleUnterschiede gab.

Die Mützenfarbe war in der Regel von der Klassenstufe abhängig. Mit jeder Versetzung bekam der Schüler eine andere Mützenfarbe. Es gab allerdings auch die Regelung, dass die Mütze einer Oberklasse (Obersekunda, Oberprima) sich nur durch eine silberne Litze von der Mütze der entsprechenden Unterklasse (Untersekunda, Unterprima) unterschied.

Die Schulen wurden durch den um dem Kopf laufenden Farbstreifen unterschieden. Sokonnte ein Gymnasium seine Schüler z.B. durch einen Streifen in den Burschenschaftsfarben Schwarz-Rot-Gold kenntlich machen.

Die Frage, ob auch Mädchen Schülermützen tragen sollten, war äußerst umstritten. lm Jahr 1912 stellten die Schülerinnen der Höheren Töchterschule Bayreuth den Antrag, ebenfalls Schülermützen tragen zu dürfen.

Erst als der Kaiser und seine Gemahlin bei einem Besuch eines Mädchengymnasiums die dortigen Mützen lobten, verstummte die Kritik.

Die Schülermützen wurden zu Beginn eines neuen Schuljahres beim ortsansässigen Hutmacher gekauft.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden die Schülermützen als ,,Ausgeburt des Klassendünkels“ gebrandmarkt und bald abgeschafft.

Schülermützen  (Foto: H. Bruns/OSM)

Die Mütze im Bild gehörte Hermann Gosling, der 1914 sein Abitur an dem “Königlichen Reformrealgymnasium mit Realschule”, Lotter Str. 6, Osnabrück (heute Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium) und seine Tochter, Frau W. Schlichte, hat sie der Schule geschenkt. Sie ist nun im Bestand des Osnabrücker Schulmuseums.

Die Mütze weist den Besitzer als Oberprimaner aus, also als Angehörigen des Abiturjahrgangs. Wenn Schüler unangenehm auffielen, also z.B. abends in der Stadt oder in der Kneipe gesehen wurden, so konnte das zu Problemen mit dem Herrn Direktor führen, wie es in der  Schulordnung von 1867 festgelegt war.

Kaum zum Reichskanzler ernannt, spricht Hitler schon am 3. Februar 1933 vor den Spitzen des deutschen Militärs und legt seine Pläne unvorhohlen dar: Krieg zur Gewinnung von „Lebensraum im Osten“, wie in „Mein Kampf“ geschrieben. Folgerichtig wird 1933 ein gewaltiges Aufrüstungsprogramm aufgelegt.
1935 wird unter offenem Bruch des Vertrags von Versailles die Allgemeine Wehrpflicht  wieder eingeführt, und sehr schnell entsteht eine große Luftwaffe (obwohl auch dies durch den Versailler Vertrag untersagt war).
Um nun das erforderliche Personal heranzuziehen, wird im Physikunterricht besonders die „Flugphysik“ gefördert.

In den Beständen des Osnabrücker Schulmuseums finden sich ein Modell eines Windkanals und zahlreiche Bücher aus den Jahren 1935 – 1941, die zeigen, wie im Sinne dieser Vorgaben unterrichtet wurde:

Im Windkanal können die aerodynamischen Eigenschaften verschiedener Gegenstände in Versuchen sichtbar gemacht werden. (Vor dem Modell liegen einige verschieden geformte Gegenstnde.)

Im Vordergrund einige der Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien.

Fotos: OSM

Lehrer hatten Schultaschen mit kurzem Griff, während Lehrerinnen, die bis 1951 unverheiratet zu sein hatten, Schultaschen mit einem Schulterriemen vorbehalten waren.

Schultasche mit Schulterriemen für „Fräulein“ Lehrerin (oben und unten)

Schultasche eines Lehrers

Fotos: OSM

Der Lüstringer Lehrer Hagebusch hat im Jahre 1905 die Wandkarte des Landkreises Osnabrück gezeichnet, die jetzt im historischen Klassenzimmer hängt.
Haste, Nahne, Voxtrup, Lüstringen, Gaste, Schinkel, Gretesch … alle diese sind eigenständige Gemeinden.
Zwischen diesen Dörfern und dem Stadtgebiet ist kein bebautes Gebiet, sondern Acker oder Wald.
Kommen Sie gern und sehen sich die Karte im Original an.

Foto: OSM

Hier sehen Sie einen Filmprojektor der Marke Siemens (ja, das haben die auch mal gemacht!).

Wer damit arbeiten wollte, benötigte einen Filmvorführschein, der nach einer Fortbildung von der Bildstelle ausgestellt wurde.
Ehe die Vorführung im Unterricht – in den 60er und 70er Jahren noch ein Großereignis! – beginnen konnte, musste zuerst der Bügel oben ausgeklappt werden. Dann wurde der Film, der als perforierter Kunststoffstreifen auf eine Metallspule gewickelt war und in einer „Filmdose“ ausgeliefert wurde, eingelegt. Wer dabei nicht aufpasste, lief Gefahr, dass die Zahnräder die Perforation beschädigten. Anschließend musste der Filmstreifen auf der Leerspule befestigt werden.

Wer Glück hatte, konnte jetzt starten – wackelndes und unruhiges Bild hin und schlechter Ton her. „Bandsalat“ lag als stete Drohung über dem ganzen Vorhaben, denn dann ging gar nichts mehr, sehr zur Enttäuschung der Klasse.
Denn die Filme, die es meist nur in begrenzter Kopienzahl gab, musste sehr kurzfristig zurückgegeben werden. Und ob der Projektor in der nächsten Stunde verfügbar war?

Gerne vergaßen Lehrkräfte, zurückzuspulen … Unachtsamkeit gab’s also schon vor dem digitalen Zeitalter.

Those were the days.

Fotos: H. Bruns / OSM

Matrizendrucker 

 

Was für eine Arbeitserleichterung! Wer eine Schreibmaschine besaß, konnte nun die Arbeitsblätter und Klassenarbeitsaufgaben auf eine Matrize tippen und diese dann auf dem Matrizendrucker so lange „abnudeln“, bis sie unleserlich wurde. Dann musste neu getippt werden. Aber das ersparte es den Lehrkräften, lange Texte zu diktieren oder Mathematikaufgaben an die Tafel zu schreiben oder die auch zu diktieren.

Jedes einzelne Blatt musste mit Hilfe einer Kurbel an die Walze gedrückt werden, an der die Rückseite der Matrize anlag, die Schrift spiegelverkehrt, denn die Typen der Schreibmaschine wurden auf ein farbiges Blatt gedrückt, das aber die Farbe auf die Rückseite des Matrizenblattes abgab.

Das Ausdrucken („Abnudeln“) übernahm oft der Hausmeister vor der 1. Stunde.

Die ältere Form war die Wachsmatrize, die in Schwarz druckte; Mitte der 60er Jahre kam die Spirit-Carbon-Matrize auf, die violette Schrift ausgab.

Am Rande bemerkt: Weil als Lösungsmittel Spiritus (Ethanol, also Alkohol) verwendet werden musste, fiel auf manche Lehrkraft der Verdacht, sie könne angetrunken sein…

Fotos: OSM

Ein Dia-Projektor (für die Jüngeren: so etwas wie ein Beamer, nur dass dieses Gerät lediglich einzelne Bilder zeigt, die zudem auch noch einzeln eingesteckt und hin und her geschoben werden müssen).

Die englische Vokabel für „Dia“ ist „slide“, und so heißt es auf manchen Internetauftritten noch „slideshow“ …

Fotos: OSM