Wer glaubt, Mathematik sei eine nüchterne, klare und wertfreie Sache, der wird sich wundern, wie es in den Rechenbüchern zur NS-Zeit zuging. Immerhin wollten die Nationalsozialisten nichts weniger als eine „arische“ Mathematik schaffen, was immer das auch sein möge.
Gerade durch die Einbettung ins tägliche Leben einer sich rasch militarisierenden und auf den Krieg zusteuernden Gesellschaft wird die manchmal subtile, manchmal grobschlächtige Beeinflussung deutlich.
Das Rechenbuch für das 1. Schuljahr „So rechnen wir“ macht auf mit dem Mädchen, in dessen Schürze lauter Sterntaler purzeln. Und gleich auf  Seite 3 spielen Kinder Soldaten und Krieg, und auf Seite 13 marschieren Jungs der „Hitler-Jugend“, natürlich sind Flugzeuge am Himmel.

„So rechnen wir“ (1939)

Auffällig ist die Fülle an Rechenbeispielen, die  mit dem Militär zu tun haben, und zwar in Wort und Bild.
Aber ganz zu Anfang stimmt „Sterntaler“ die Kinder auf Harmlosigkeiten und Märchenhaftes ein.

„So rechnen wir“. 1. Heft (für das 1. Schuljahr). Bearbeitet von Fr. Corsdreß. Bilder von Theodor Doebner. Osnabrück 1939 (Verlag: Rackhorstsche Buchhandlung und Ferdinand Schöningh)