1000 Jahre Schulgeschichte

Grammaticus und SchülerSchule in der Antike

Wer den Anfängen von Schule nachzuspüren versucht, muss in der Geschichte der Menschheit weit zurück gehen. Vor etwa 4000 Jahren treffen wir auf erste Spuren. Vor 2000 Jahren werden bei Ausgrabungen im Zweistromland Spuren eines „Tafelhauses“ gefunden.

Sehr viel näher steht uns das Bildungswesen der griechisch-römischen Antike. Von dort führen Spuren unmittelbar zu uns. In unseren Schulen lehren und lernen wir noch heute ihre Sprachen und wesentliche Leistungen ihrer Kultur und Kunst. Der Begriff „Schule“ wird z.B. von dem lateinischen Wort „schola“ abgeleitet. Dieses wiederum geht zurück auf das altgriechische Wort σχολή (s-cholé) – „Muße“: Nur wer es nicht nötig hatte, körperlich zu arbeiten, weil er  Sklaven hielt, hatte Zeit und eben Muße, dass er sich Bildung leisten konnte. 

Grammaticus und Schüler
„Grammaticus“ und Schüler (E.U.R., Rom; Foto: H. Brammer-Willenbrock)

 

Römische Schulen hat es in allen Provinzen des römischen Reiches gegeben, Dabei ist das römische Schulwesen eine fast unveränderte Übernahme des Schulsystems aus der Blütezeit Griechenlands, das bereits um 300 v.Chr. seine feste Gestalt gewonnen hatte.

Kloster-, Dom- und Stiftsschulen

Für mittelalterliche Klöster galt es als erstrebenswert, neben Bibliothek und Schreibwerkstatt auch über eine Schule zu verfügen, die den klösterlichen Nachwuchs heranbildetet, aber auch für Laien zugänglich war. Vergleichbare Schulen entstanden an Bischofssitzen

Nach dem Erwerb von Grundkenntnissen im Schreiben, Kirchengesang, Kirchenrechnung und Psalmen stand für den fortgeschrittenen Schüler das Studium der „Septem Artes liberales“, der Sieben Freien Künste auf dem Lehrplan:

Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Mathematik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.

 

Ritterbildung

Der dem Ritter zur Ausbildung anvertraute Knappe ging anders als der Klosternovize durch eine „nicht-schriftliche“ Schule. Er musste sich in den „Septem Probitates“, der Sieben Tüchtigkeiten, erproben:

Schwimmen, Reiten, Pfeileschießen, Fechten, Jagen, Schachspielen und Versemachen.

Der Umgang mit>Musik, Dichtung und fremden Sprachen wurde an Ritterhöfen von den adeligen Damen gepflegt und diesen wohl auch insbesondere den Töchtern nahegebracht.

 

Städtische Schulen

Ab 1200 wurden mit der Entwicklung der Städte Schulen unter Magistratshoheit eingerichtet. Die Städte stellten den angesehenen Magister, Rektor oder Schulmeister ein, der zusammen mit seinen Lehrgesellen den Unterricht erteilte.

Ursprünglich war die Unterrichtssprache Latein und der Lehrplan glich dem der Domschulen. Auf Drängen der Städtischen Eltern wurde dann aber zunehmen Unterricht in Deutsch abgehalten.

Winkelschulen

Seit dem 13. Jahrhundert verlangte der aufkommende Handel nach zumindest einfachen Schreib- und Rechenkenntnissen auch für Handwerker. Männer, die Schreiben und Rechnen konnten, boten mit Genehmigung des Magistrats in ihrer Wohnung Unterricht gegen Bezahlung an. Schüler waren Kinder und auch Erwachsenen. Der Schulbesuch dauerte so lange, bis man konnte was man für seinen Beruf gebrauchte

Die Unterrichtssprache der zumeist einfachen Leute war Deutsch.

 

Fahrende Scholaren

Im Mittelalter gab es auch „Fahrende Scholaren“. Das waren Schüler, die eine höhere Bildung anstrebten, an ihrem Wohnort aber keine Möglichkeit fanden und aus diesem Grunde allein oder in Gruppen von Schule zu Schule quer durch halb Europa zogen. Ihre Unterstützung durch Spenden sahen betuchtere Zeitgenossen als gutes Werk an. Ebenso trugen betteln und Hilfsdienste zum Lebensunterhalt der Scholaren bei.

 

Küsterschulen

Nach der Reformation verbreiteten sich im 16. Jahrhundert zunächst in evangelischen Pfarreien „deutsche“ Schulen über den ländlichen Raum Sie sollten vor allem das für das Bibellesen notwendige Wissen vermitteln.

Jeder unbescholtene Bürger konnte zum Lehrer gewählt werden, wenn er über die entsprechenden Kenntnisse verfügte. Die Schulaufsicht führte der Pfarrer. Oft waren es ehemalige Soldaten oder Handwerker, die nebenbei den Küsterdienst versahen und meist in ihrer Wohnstube den Dorfkindern Lesen, Katechismus und Kirchenlieder beizubringen versuchten. Gerechnet wurde in der Regel nicht.

 

Lateinschulen

Während auf dem Land höchsten an eine Elementarbildung zu denken war, boten städtische Lateinschulen seit Mitte des 16. Jahrhunderts die notwendige Vorbildung sowohl für kirchliche als auch für öffentliche Ämter. Die Lehrer waren oft Theologen, die auf Pfarrstellen warteten oder sich für das Lehramt berufen fühlten. Gelesen wurden lateinische, griechische und hebräische Texte, an denen zugleich Geschichte und Literatur erklärt wurde.

Mathematik und Realien spielten zumeist nur eine untergeordnete Rolle.

 

Ländliche Volksschule

Allen Verordnungen der Landesfürsten zum Trotz schon im 18. Jahrhundert die allgemeine Schulpflicht einzuführen, wurden erst im 19. Jahrhundert alle Kinder von der Schule erreicht.

Anders als in der Stadt bestimmte auf dem Land vornehmlich die einklassige Dorfschule das Bild, in der ein Lehrer bis zu 100 Schüler unterschiedlichen Alters unterrichtete. Gegenüber der städtischen Volksschule war der Lehrstoff in den Fächern Lesen, Schreiben, Religion, Singen und Rechnen eingeschränkt.

Erst ab 1882 wurde die Stundentafel modernisiert und die Realien (Naturlehre, Erdkunde und vaterländische Geschichte) etabliert. Außerdem sollten laut Verordnung nur noch maximal 80 Schüler in der einklassigen Volksschule unterrichtet werden.

 

Städtische Volksschule

Mit Volksschule “pflegt man in Deutschland diejenigen Lehranstalten zu bezeichnen, welche dazu bestimmt sind, … die große Masse der schulpflichtigen Kinder zu unterrichten und diese zu dem jeweils als unentbehrlich angesehenen elementaren Wissen und Können anzuleiten“ (1875).

Diese Schulen verfügten in den Städten in der Regel über drei und mehr Klassen und waren zum Teil gut ausgestattet.

Eine Sonderform in den im 19. Jahrhundert entstehenden Industriezentren bildeten die Armenschulen, die von armen Eltern kein Schulgeld verlangten.

 

Bürgerschulen

Dem aufstrebenden Bürgertum des frühen 19. Jahrhunderts genügten weder die alten Lateinschulen oder humanistischen Gymnasien noch die niederen deutschen Schulen für das einfache Volk. Selbstbewusste städtische Beamte und Geschäftsleute setzten sich für Bürgerschulen ein, in denen ihre Kinder – meist handelte es sich um Jungen – von Lehrern mit pädagogischem Anspruch lebenspraktisch unterrichtet wurden.

Während Bürgerschulen zu den „Mittelschulen“, den Vorläufern der heutigen Realschulen zu rechnen sind, gehen die „Höheren Bürgerschulen“ in Realgymnasien und Oberrealschulen auf.

 

Mittelschulen

Zwar gab es schon im 18. Jahrhundert Realschulen, aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts berücksichtigten die sogenannten Mittelschulen als Vorläufer der heutigen Real- und Berufsschulen die Bedürfnisse des gewerblichen Lebens wie neuere Fremdsprachen und gewerbliches Rechnen.

Dies und die Tatsache, dass lange Zeit allein Gymnasialabgänger nach der Tertia das „Einjährige“ (Reduzierung der Militärzeit auf ein Jahr) erhielten, ließ die meisten Eltern das Gymnasium für ihre Söhne vorziehen. Bis ins 20. Jahrhundert schickte man die Mädchen eher zur Mittelschule.

Seit 1959 trägt die Mittelschule den Namen „Realschule“.

 

Gymnasium

In der Nachfolge der Lateinschulen, besonders aber durch die Normierung des Abiturs im Jahre 1812, kristallisierte sich das Gymnasium allmählich als „die“ Bildungsanstalt für alle Karrieren im höheren Staatsdienst und die freien Berufe heraus. Tragende Säulen der Ausbildung waren die klassischen Sprachen sowie die antike Kultur.

Daneben entwickelten sich im 19. Jahrhundert höhere Schulen, die sich stärker an modernen Sprachen und den Naturwissenschaften orientierten.  Aber erst ab 1900 durften diese Schulen die Berechtigung zum Universitätsstudium erteilen (z.B. das Realgymnasium in Osnabrück, aus dem später das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium wurde).

 

Privatunterricht

Kinder aus besserem Hause ließ man gern von einem Hauslehrer oder einer Gouvernante unterrichten. Bis zum Jahr 1920 waren diese Kinder von der Schulpflicht befreit.

Eine gemeinschaftliche Erziehung für „höhere Töchter“ fand in zahlreichen Pensionaten und Instituten statt.

 

Gesamtschulen

Seit 1969 wurden und werden in Deutschland Integrierte Gesamtschulen eingerichtet.

In ihnen werden alle Schülerinnen und Schüler, die sonst Haupt-, Realschulen oder Gymnasien besuchen müssten bis zur 10. Klasse gemeinsam unterrichtet. Den unterschiedlichsten Begabungen versucht man durch ein breitgefächertes Angebot an Wahlmöglichkeiten gerecht zu werden.

 

Oberschulen

Seit 2018 gibt es in einigen Bundesländern sogenannte Oberschulen.

Bei dieser Schulform kann man von einer Gesamtschule ohne Gymnasium sprechen. In Osnabrück ersetzen die Oberschulen seit 2021 die Haupt- und Realschulen.