Von Clemens Kirsch
Jürgen Barth kommt 1977 als Schulamtsdirektor in das Schulaufsichtsamt Osnabrück-Stadt. Er hat bis dahin in Suhlendorf, Kreis Uelzen, die Kreissonderschule aufgebaut und geleitet. Jürgen Barth lernt die Stadt Osnabrück als mittlere Großstadt im südwestlichen Niedersachsen kennen. Er interessiert sich für die Geschichte der Stadt und die Geschichte seiner Schulen. Dies bringt ihn auf die Idee, die kulturgeschichtliche Museumslandschaft durch ein städtisches Schulmuseum zu bereichern.
1994 – In einem Schreiben des Schulaufsichtsamtes vom 17.08.1994 an das Kulturamt der Stadt Osnabrück regt Jürgen Barth an, ausgewähltes Schulgut in einem Osnabrücker Schulmuseum zusammenzufassen und es ggf. dem kulturhistorischen Museum zuzuordnen.
Gründungsmitglieder (v.l.): Clemens Kirsch, Dieter Reimann, Margaretha Witte, Klaus Hallier, Joachim Leimbrock, Hans-Georg Freund, Günter Nordmann, Jürgen Barth, Reinhard Sliwka (nicht im Bild)
1997 – Gründungsversammlung am 31.03.1997 in der Pestalozzischule
Vorstandswahl: Jürgen Barth, Vorsitzender, Margaretha Witte, Stellvertreterin, Joachim Leimbrock, Schriftführer, Dieter Reimann, Kassenwart. Am 02.09.1997 erfolgt in der Kanzlei Mohrbutter und Buermeyer die amtliche Vereinsgründung. Gründungsmitglieder (v.l.): Clemens Kirsch, Dieter Reimann, Margaretha Witte, Klaus Hallier, Joachim Leimbrock, Hans-Georg Freund, Günter Nordmann, Jürgen Barth, Reinhard Sliwka (nicht im Bild).
In der Satzung heißt es: „Zweck des Vereins ist die Förderung von Kultur, Bildung und Erziehung im Zusammenhang mit der Schulgeschichte der Stadt Osnabrück.“
Es geht demnach um die allgemeine Schul- und Unterrichtsgeschichte im Kontext der Stadtgeschichte. Nach Gründung des Vereins ergeht die Bitte an die Schulen in Osnabrück, dem entstehenden Schulmuseum schulgeschichtliche Exponate zur Verfügung zu stellen.
Es werden in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Magazine gesucht, die schulgeschichtlich bedeutsame Gegenstände (Mobiliar, Gerät, Medien, Lehr- und Lernwerke u.a.) zunächst aufnehmen, um dann im Museumsverein als Sammlungen geordnet zu werden.
Im Laufe der nächsten Jahre werden die Magazine im Schulzentrum Eversburg, in der Pestalozzischule (Schule an der Rolandsmauer) und in der Grundschule Hellern eingerichtet. …
1998 – Kursheft, Wohin reiten sie denn? – Unsere Osnabrücker Steckenpferdreiter zwischen Geschichte, Sage und Vermarktung
Die Schulleiter/innen der Grund- und Sonderschulen in Osnabrück bringen Jürgen Barth mit dem jährlichen Brauchtum des Steckenpferdreitens (seit 1948) in Berührung und mit dessen bis dahin bekannter Ursprungsgeschichte. Das Steckenpferdreiten hat seinen Ursprung historisch in Nürnberg, auch ein Ort der Friedensverhandlungen des Westfälischen Friedens (1648 – 1650).
Nach Osnabrück wurde es tradiert durch die Wandersage der Emsländischen Dichterin Emmy von Dincklage (1825-1891). Emmy und Clara von Dincklage schreiben 1875 das „Geschichtenbuch für die Jugend / Wahre Erzählungen“. Darin befinden sich 52 Sinngeschichten und Gedichte für die späte Kindheit und die Frühjugend. Die Geschichte Nr. 28 heißt „Die Steckenpferd-Reiter“.
Jürgen Barth hat die Geschichte des Steckenpferdreitens neu historisch erkundet. Dazu waren Recherchen in Berlin und Nürnberg erforderlich. Diese historische Schrift ist für die Stadt Osnabrück und das jährliche Brauchtum Steckenpferdreiten (25. Oktober) besonders bedeutsam.
2000 – Die erste Ausstellung des Vereins „Zeitschnitte 1900/2000“ findet im Foyer des Stadthauses vom 05. – 27.10.2000 statt
Die Inhalte der Ausstellung sind in einem Faltblatt dargestellt und kommentiert. Dr. Hans Witte vom Kulturamt des Landkreises Osnabrück betreut dort auch Museen. Er hilft mit seiner Erfahrung bei der Konzeption der Ausstellungen des Schulmuseums.
2002 – In der Schule an der Rolandsmauer kann in der ehemaligen Hausmeisterwohnung die erste öffentliche Einrichtung des Schulmuseums eröffnet werden
Aus Anlass des fünfjährigen Bestehens wird die Geschichtswerkstatt Schule eröffnet. Daraus entwickelt sich jetzt die öffentliche Einrichtung: Osnabrücker Schulmuseum e.V. Geschichtswerkstatt Schule, Rolandsmauer 2, 49074 Osnabrück“ mit einem eigenen Eingang unabhängig von der Schule.
2004 – Ausstellung „Steckenpferdreiten“ im Dreikronenhaus
Die in der Schrift Wohin reiten sie denn? neu dargestellten Zusammenhänge um die Geschichte des Steckenpferd-Ereignisses in Nürnberg und die Wandersage Die Steckenpferd-Reiter (E.v.Dincklage) werden als Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
2005 – Feier zur Vorstellung der Klasse für den historischen Unterricht in der Schule an der Rolandsmauer am 22.09.2005
Schule wie früher: Historischer Unterricht mit Kindern der Grundschule Hellern. Das strenge Fräulein Lehrerin, Rektorin Inge Riehemann, Grundschule Hellern. Diese zweite öffentliche Einrichtung des Museums ermöglicht von jetzt an programmgestützte Führungen. Der historische Unterrichtsraum ist nach einem Erlass von 1924 eingerichtet. Es ist die Zeit der Weimarer Republik.
Damit wird für den historischen Unterricht ein breites Spektrum der Unterrichtsgeschichte museumsdidaktisch ermöglicht. Jürgen Barth, Klaus Hallier und Günter Nordmann erarbeiten Konzepte für Besuchergruppen ganz unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Interessen. Unterrichtsgeschichte wandert ins Museum. Jürgen und Renate Barth gestalten als Team eine besondere Form der Museumsarbeit, ein Gemeinschaftserlebnis für die Besuchergruppen.
Der jährliche Mitgliederbrief zeichnet sich durch eine vielseitige Dokumentation und eine besondere grafische Gestaltung aus.
2006 – Eröffnung der Vereinsbibliothek in Haste am 15.12.2006
In der früheren Stadtteilbibliothek bei der Grundschule in Haste kann der Verein eine Bibliothek mit historischen Lehrwerken und Schulbüchern bzw. Lernmitteln aufbauen. Diese Aufbauarbeit wird von Margaretha Witte und Klaus Hallier geleistet. Beide begleiten auch die Öffnungszeiten.
Am 30.03.2006 besuchen der Vorstand und weitere Vereinsmitglieder das Schulmuseum Bremen. Dort erklärt Frau U. Nitsch die Konzeption des Bremer Schulmuseums. Ulla M. Nitsch, Schule wandert ins Museum, 2001.
2007 – Verein Osnabrücker Schulmuseum 10 Jahre / Ausstellung Lotte Klemm (1897 – 1989)
In der Turnhalle der Hauptschule Innenstadt hat der Schulmuseumsverein nach der geschichtlich-geografischen Erkundung der beruflichen Entwicklung der Künstlerin und Lehrerin Lotte Klemm eine Ausstellung mit ihren Werken eingerichtet (Malerei, Skulptur, Siebkunst, Illustration, Kalligrafie und Druck). Jürgen Barth legt zur Ausstellung die „Schrift Erinnerungen an Lotte Klemm“ vor. Es geht um die Rolle der Frauen im Lehrerberuf im frühen 20.Jh. Lotte Klemm war Lehrerin an der Möser Mittelschule für Mädchen (1919 – 1959). Es geht auch um die Kunsterziehungsbewegung als Teil der Schulreformbewegung, auch um die Methode der Zeitzeugenbefragung (C. Kirsch).
2011 – Konferenz mit Vertretern der politischen Gremien im Stadtrat und des städtischen Kulturamts am 23.02.2011
Es geht um ein neues Interesse der Stadtpolitik an einem Osnabrücker Schulmuseum und die Problematik der sehr eingeschränkten räumlichen Ausstattung für die Museumsarbeit und die Sammlungen.
Am 05.05.2011 besucht Oberbürgermeister Boris Pistorius das Schulmuseum. Zukunftsperspektiven kann er konkret nicht nennen. In diesem Jahr geht es auch um die Frage einer Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück.
Die Vereinsbibliothek in Haste musste 2010 auf Drängen der Stadt wieder aufgelöst werden. Die Exponate sind in einem neuen Magazin in der Backhausschule untergebracht.
2012 – Festakt zum 15-jährigem Bestehen des Vereins Osnabrücker Schulmuseum
Am 14.09.2012 findet im historischen Rathaus ein Festakt statt. Der Festakt beginnt im Ratsitzungssaal. Jürgen Barth hat die Erzählung „Die Steckenpferd-Reiter“ von E.v.Dincklage als szenische Darstellung (Drehbuch) gestaltet. Anschließend wird im Friedenssaal des Rathauses der Urtext der Erzählung als besonders gestaltetes Schriftstück für das städtische Archiv überreicht.
Das Steckenpferdreiten ist nicht nur ein historisches Kinderspiel. Pferd, Stab (Stecken) und Hut sind uralte Symbole für die Lebensanforderungen in den früheren Gesellschaften.
Emmy von Dincklage wird 1825 auf Gut Campe beim Ort Steinbild im nördlichen Emsland geboren. Die Adelsfamilie von Dincklage gehört der evangelischen Konfession an. Der Ursprung der Adelsfamilie liegt in Südoldenburg und im Landkreis Osnabrück. Hier liegt wohl auch der Grund dafür, dass die Wandersage auf Osnabrück übertragen wird und nicht auf Münster.
2013 – Jahreshauptversammlung am 07.02.2014, Geschichtswerkstatt
Musikvortrag von Jerome Morris: Irische Volkslieder und ihre Geschichte. Die Heimatforscher Horst Denke und Walter Wahl referieren zur Schulgeschichte Schledehausens seit dem 16./17.Jh. Neben den Regularien der jeweiligen Jahreshauptversammlung ist dies ein Beispiel für die Gestaltung der jährlichen Mitgliederversammlung. Sie bietet jeweils den Mitgliedern das kulturelle Bild der Museumsarbeit und ist auch eine jährliche Feier.
2014 – Zur Zukunft des Osnabrücker Schulmuseums
Jürgen Barth stellt aus Anlass einer Sitzung des Vereinsvorstands mit Vertretern aus der Kulturpolitik der Stadt am 22.07.2014 das Papier „Zur Zukunft des Osnabrücker Schulmuseums“ vor. Der Verein hat seit Jahren etwa 35 Mitglieder. Jährlich werden 25 – 30 Veranstaltungen / Führungen durchgeführt. Klassen aller Schulformen und Jahrgänge (1 -13) besuchen das Schulmuseum. Weitere Besucher sind Vereine, Schulkollegien, Studenten der Universität, Gruppen aus den Kirchen. Seit Gründung nehmen über 6000 Besucher Angebote des Schulmuseums wahr.
2015 – Gespräch mit Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und Kulturamtsleiterin Patricia Mersinger am 06.01.2015
Gesprächsteilnehmer sind Jürgen Barth, Hans-Georg Freund und Clemens Kirsch. Jürgen Barth stellt das Schulmuseum und seine Geschichte vor. Im Gespräch geht es um die kulturgeschichtliche Bedeutung eines Schulmuseums in der Stadt Osnabrück. Es geht auch um die eingeschränkte räumliche Arbeitsmöglichkeit des Museums.
In der Jahreshauptversammlung 2014 am 06.02.2015 kann nach langer Zeit der Vorstand wieder voll besetzt werden: Jürgen Barth, Vorsitz, Hans-Georg Freund, Stellvertreter, Clemens Kirsch, Schriftführer, Dieter Reimann, Kassierer.
2016/2017 – Jahreshauptversammlung 2016 am 10.02.2017
Dieter Reimann, Gründungsmitglied des Vereins und langjähriger Kassierer im Vorstand, ist nach längerer Erkrankung am 16.01.2017 verstorben.
Für die Vorstandswahlen teilt Hans-Georg Freund mit, dass er aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Stellvertreters nicht mehr ausüben kann. Der Verein ist mit zwei Positionen im Vorstand noch bedingt geschäftsfähig: Jürgen Barth, Vorsitz, Clemens Kirsch, Schriftführer. Jürgen Barth gibt dann seine Entscheidung zur Kenntnis, die Aufgabe des Vorsitzenden im Verein zum Ende des Geschäftsjahres 2017 nach 20-jähriger Tätigkeit zu beenden.
Es geht jetzt um Überlegungen zur Zukunft des Vereins:
Eine Arbeitsgruppe beginnt mit der Planung zur Weiterführung der Vereinsarbeit im Geschäftsjahr 2018. Der Arbeitsgruppe gehören an: Elisabeth Czucka, Klaus Hallier, Günter Nordmann, Clemens Kirsch. Vereinsrechtlich ist eine außerordentliche Jahreshauptversammlung erforderlich, bei der es vor allem um die Wahl eines neuen Vorstandes geht.
Es geht auch um weiterführende Inhalte für das Osnabrücker Schulmuseum e.V. Die Arbeitsgruppe konzipiert Schwerpunkte zukünftiger Arbeit: Zusammenarbeit mit anderen Museen, Stadtgeschichte- Schulgeschichte- Unterrichtsgeschichte, Sammlungen, Ausstellungen, das Museum als vielseitiger Lernort, eine neue Form der Mitarbeit im Museum seitens der Mitglieder.
Zum Jubiläumsjahr – 20 Jahre Schulmuseum Osnabrück – bereitet die o.g. Gruppe eine Veröffentlichung in der NOZ vor. Am 04.09.2017 erscheint der Artikel „Unterricht im Wandel der Zeiten – 20 Jahre Schulmuseum Osnabrück“.
Jürgen Barth stellt die Schrift „Das Caprivi-Projekt /1992-1994“ vor. Autorin ist Anke Fedrowitz, Leiterin des Projekts. Hg. ist das Osnabrücker Schulmuseum. In der Caprivi-Kaserne ging es von 1992-1994 um die schulische Versorgung von bosnischen Flüchtlingskindern.
Hans-Georg Freund, Gründungsmitglied des Vereins und zuletzt stellvertretender Vorsitzender, ist am 04.11.2017 verstorben.
Die 20-jährige Vereinsarbeit des Osnabrücker Schulmuseums ist gekennzeichnet durch ein außerordentliches Spektrum an Aktivitäten, Themen, Schriften und Veranstaltungen. Besonderer Dank gilt dem Initiator und Vorsitzenden Jürgen Barth. Er hat die Arbeit des Vereins in der beschriebenen Zeit mit Mut und Ideenreichtum auf den Weg gebracht und begleitet.
Die Jahreshauptversammlung 2017, die außerordentliche Jahreshauptversammlung und die Verabschiedung von Jürgen Barth aus dem langjährigen Vorsitz im Verein finden am 09.03.2018 in der Schule an der Rolandsmauer statt.
Nachtrag (der webmaster)
2018
Auf der Mitgliederversammlung am 9. März 2018 wird der neue Vorstand gewählt. Den Vorsitz übernimmt OStD Hartmut Bruns, Leiter des EMA-Gymnasiums (seit 1. August 2018 im Ruhestand).
Der im Jahre 2018 neu gewählte Vorstand (v. l.):
Hartmut Bruns (Vorsitzender); Silke Tegeder-Perwas (stellvertr. Vorsitzende); Clemens Kirsch (Schriftführer); Günter Nordmann (Schatzmeister)
Der Vorstand (v. l.):
Clemens Kirsch (Schriftführer); Silke Tegeder-Perwas (stellvertr. Vorsitzende); Günter Nordmann (Schatzmeister); Hartmut Bruns (Vorsitzender)
Fotos: J. Barth, Schulmuseum Osnabrück