Die Tradition, den Schulanfang der Kinder mit Gebäck und Früchten zu versüßen, kann bis in die Antike zurückverfolgt werden: „Es geben die Lehrer den Knaben süßes Gebäck, damit sie Lust bekommen, die ersten Lektionen zu lernen“ (Horaz, Satiren I, 26/27).
Im Mittelalter erhielten Kinder zur Einschulung Brezeln, Feigen, Rosinen und Mandeln.
Der Brauch, Schulanfängern Süßigkeiten in einer Schultüte zu überreichen, entstand Anfang des 19. Jahrhunderts in Thüringen und Sachsen und verbreitete sich im ganzen deutschsprachigen Raum. Der bislang früheste Hinweis stammt aus der Biographie des Pastorensohnes Karl Gottlieb Bretschneider, der 1781 in Gersdorf bei Hohenstein-Ernstthal in Sachsen eingeschult wurde. Er schrieb, dass er eine Zuckertüte vom Schulmeister erhielt.
1801 hieß es von Johann Daniel Elster aus dem thüringischen Benshausen, dass er „nach altem Brauch“ zur Einschulung eine große Zuckertüte geschenkt bekam.
Auf die Frage der Kinder nach der Herkunft der Zuckertüten wurde ihnen erzählt, dass diese auf Zuckertütenbäumen wüchsen. Diese befänden sich meist im Haus des Lehrers.
Daraus entwickelte sich der Brauch, am ersten Schultag Zuckertütenbäume auf dem Schulhof oder im Klassenraum aufzustellen und mit Zuckertüten für die ABC-Schützen zu behängen.