Der Begriff „Realgymnasium“ bezeichnet eine weiterführende Schulform, die im 19. Jahrhundert aus der Realschule hervorging und neben dem altsprachlichen humanistischen Gymnasium einen alternativen Hochschulzugang eröffnete.
Im Unterschied zum traditionellen humanistischen Gymnasium legte das Realgymnasium den Schwerpunkt auf die sog. „Realien“, d.h. moderne Fremdsprachen sowie Mathematik und Naturwissenschaften, Fächer, die auf einem humanistischen Gymnasium vernachlässigt worden waren. Dazu wurden meist bestehende Realschulen um eine dreijährige Oberstufe ausgebaut und in Preußen ab 1859 als „Realschule 1. Ordnung“ bezeichnet, bevor ab 1882 die Bezeichnung „Realgymnasium“ favorisiert wurde.
Als dritte Form entwickelte sich etwas später die „Oberrealschule“.
Zum Curriculum des Realgymnasiums gehörte zwar Latein, nicht aber Griechisch. Die Oberrealschule verzichtete sogar auf das Fach Latein.
Ende des 19. Jahrhunderts kamen etwa 80% der Abiturienten von humanistischen Gymnasien, 15% von Realgymnasien und 1% von Oberrealschulen
In Deutschland wurden die beiden letzteren Schulformen erst 1965 durch das Hamburger Abkommen abgeschafft. Noch bestehende Schulen wurden in Gymnasien umgewandelt.
Im Zeitalter der anbrechenden Industrialisierung beschloss die Stadt Osnabrück die Errichtung einer neuen Realschule, um den Schülern eine mehr auf das praktische Leben gerichtete Ausbildung zu geben.
Einen engagierten Förderer fand der Realschulgedanke in dem Osnabrücker Oberbürgermeister und späteren preußischen Finanzminister Johannes Miquel. Im Oktober 1867 bezog die „Städtische Realschule 2. Ordnung“ ein Schulgebäude an der heutigen Seminarstraße. Im Jahre 1868 legte man dann den Grundstein zum späteren Realgymnasium an der Lotter Straße (seit 1957 Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium). Im Mai des Jahres 1870 wurde das neue Gebäude bezogen.
Im Vordergrund des Unterrichts standen Naturwissenschaften und neuere Sprachen.
Bis 1957 trug das spätere Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium folgende Namen:
- ab 1867 Städtische Realschule 2. Ordnung
- ab 1869 Städtische Realschule 1. Ordnung
- ab 1882 Städtisches Realgymnasium
- ab 1886 Staatliches Königliches Realgymnasium
- ab 1894 Königliches Reformrealgymnasium mit Realschule
- ab 1918 Staatliches Reformrealgymnasium mit Realschule
- ab 1932 Staatliches Reformrealgymnasium mit Oberrealschule
- ab 1937 Deutsche Oberschule
- ab 1941 Staatliche Oberschule für Jungen
- ab 1954 Städtische Oberschule für Jungen